Es ist ja ganz schön viel los in Washington D.C. gerade. Ganz viele Leute zeigen ihr Unbehagen mit der Wahl auf den Straßen der Stadt. Vermutlich findet man auch die Bandmitglieder der Priests auf den Fotos der großen Demonstrationen, wenn man genau hinschaut und wenn sie nicht gerade auf Tour sind.
Ihr Sound ist rau und direkt, es wird gekreischt und geschrien. Priests frenetische Rhythmen und verwirrende Bassläufe passen gut in den Sound, den wir seit langer Zeit von Bands wie Fugazi, die Dismemberment Plan, Q and not U und Bikini Kill kennen. Aber trotz ihres offensichtlichen Erbes ist die einzigartige Präsenz dieser Band unverwechselbar, vor allem der direkte und auf Konfrontation ausgelegte Gesang bestimmt den Charakter der Band. Die Bühnenpräsenz, die sich schon in den Livevideos erahnen lässt, macht Lust die Band live zu sehen.
Auch auf Doomsday Students drittem Longplayer geht es nämlich ausgesprochen ruinös zu: Die Drums pflanzen unerbittliche Stakkato-Beats in die Brachlandschaft, eine oft bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leadgitarre setzt mit spitzen Hochtönern dissonante Akzente, die mitunter an die fratzenhaften Rockmusik-Karikaturen früher Butthole Surfers erinnern. Vor dem geistigen Auge und Ohr erscheint dazu Paul, der sich wie zu Zeiten von Arab On Radar auf der Bühne wälzt und aggressiv Schlagworte ins Getümmel streut – im planvollen Wahnsinn von „Angry Christmas“ etwa ein japsendes „We have taken our first breath“. Das jedoch genauso ein Pfeifen auf dem letzten Loch sein könnte, während sich aufgebrachte Wutbürger unterm Weihnachtsbaum gegenseitig Tannenzweige ins Hinterteil rammen. Schöne Bescherung. Der Rest von „A self-help tragedy“ erweist sich als nicht weniger durchgeknallt, und auch ihre überschaubare Länge ändert nichts an der psychotischen Qualität der aus allen Ecken gepeinigt kreischenden Songs.
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